Mit missionarischem Eifer, wie wir ihn von Billy Graham, dem "Maschinengewehr Gottes" als Erweckungsprediger kennen, wollen uns die beiden Autorinnen mit den Segnungen der Natur vertraut machen. Das mag in dem zu Teilen dünnbesiedeltem Amerika gelingen. Hierzulande haben - leider - die wenigsten Menschen überhaupt noch einen direkten Zugang zur Natur.
Der Garten am Haus gibt keine "Wild"-kräuter her. Da muss man schon durch Felder, Wiesen und Wälder streifen. Doch auch auf dem Lande haben viele Menschen den Bezug zur Wildnis vor der Haustür verloren. In meinem Ort mit 200 Seelen gibt es nur zwei Familien, die Pilze sammeln. Wer Löwenzahn sammelt, wird belächelt, und auch Waldmeister für die Bowle ist unbekannt.
So gesehen, stellt das Buch einen wichtigen Beitrag für das Wiederentdecken natürlicher Heilkräfte dar. Aber es ist zu befürchten, dass die 416 Seiten akribischer Fleißarbeit sich selbst diesen Weg verbauen. Die Autorinnen betonen stark die Herausforderungen, die sie an die Leser*innen stellen. Sie fordern zum Reflektieren des neu Erkannten auf, alles soll notiert werden,- da bleibt dem an Natur Interessierten wenig Zeit zu Muße und Genuss.
Die Fülle an Wildkräutern ist geradezu überwältigend, da sprengen Bäume und Sträucher wie Holunder, Apfel, Hagebutte, Zitrusfrüchte, Pappeln und Weiden den selbstgesteckten Rahmen.
Bleibt zu wünschen, dass mancher Einsteiger beim Blättern in dem schön gestalteten Buch auch die erforderlichen Schritte zum ernsthaften Studium der Materie schafft. Er wird gewiss großen Nutzen daraus ziehen.
Karlheinz Schmiedel