Wien, 1936 - die drei Freunde Leo, Elsa und Max feiern Leos neunten Geburtstag im Wiener Prater. Höhepunkt des Tages ist eine Fahrt mit dem Riesenrad, von wo sie einen Überblick (fast) über die ganze Stadt haben. Es scheint, als läge die Welt zu ihren Füßen. Eine kleine Unachtsamkeit an diesem Freudentag wird Leo später das Leben retten. Doch noch weiß niemand, was das Leben für die drei Freunde bereit hält. Wenig später ist nichts mehr wie vorher.
Max Vater ist seit Längerem ein illegaler Nazi und verbietet seinem Sohn den Umgang mit seinen Freunden. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland 1938, verlassen Elsa und ihre Eltern das Land Richtung in die Tschechoslowakei, da sie sich als Juden in Österreich nicht mehr sicher fühlen.
Leo und seine Eltern bleiben noch in Wien. Erst als es beinahe zu spät ist, erinnern sie sich an das englische Ehepaar, das beim Kindergeburtstag im Prater eine Rolle gespielt hat, und Leo kann Österreich mit einem der letzten Kindertransporte nach England verlassen.
Wir begleiten Elsa, Leo und Max auf ihren dramatischen Lebenswegen. Max und Elsa werden sich im Vernichtungslager Auschwitz wieder gegenüberstehen.
Meine Meinung:
Autorin Liz Kessler, die ich bis jetzt nicht kannte, schildert in eindringlichen Worten die Lebenswege der drei Freunde. Jeder Lebensweg hat seine Gefahren, seine Höhe- und Tiefpunkte.
Leo trifft es, wenn man davon absieht, dass er seine Familie in Wien zurücklassen muss, noch am besten. Er wird zwar in England als Kraut (also als Deutscher) abgelehnt, doch lebt er in Sicherheit. Anders als Elsa, die mit ihrer Familie auch der Tschechoslowakei der Verfolgung ausgesetzt ist und letzten Endes im KZ landet.
Das Schicksal von Max ist auf andere Weise höchst dramatisch. Er wird seiner jüdischen Freunde beraubt und von seinem Vater indoktriniert. Er ist de facto haltlos und daher leichte Beute für die NS-Gemeinschaft, die ihm Familie und Freunde ersetzt. Er verschließt sein Innerstes vor den Gräueln des Regimes und versucht zwanghaft, durch Höchstleistungen den Ansprüchen seines Vaters zu genügen.
Das Buch ist keine leichte Kost. Besonders die Szene am Ende, in der sich Elsa und Max gegenüberstehen, ist schwer zu ertragen.
Der Schreibstil ist intensiv, fesselnd und beschreibt die Ereignisse schonungslos. Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch für Jugendliche unter 14 Jahren geeignet ist, wie angegeben. Vielleicht sollte das Buch in Begleitung Erwachsener gelesen werden.
Eine kleine Anmerkung zum Cover habe ich: Das Riesenrad, mit dem die drei Freunde 1936 gefahren sind, hat 30 Waggons gehabt. Hier ist das Riesenrad abgebildet wie es nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden. Aus Geldmangel hat man 1947 restaurierte Riesenrad nur mehr mit 15 Waggons bestückt. Und so ist es bis heute geblieben. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau und Insiderwissen, da ich in der Nähe des Riesenrades aufgewachsen bin.
Fazit:
Diese Geschichte dreier Freunde, die unter die Haut geht, sollte unbedingt gelesen werden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.