Leider bin ich von Auf See nicht sehr überzeugt. Vielleicht habe ich mir aufgrund des Klappentextes/der Kurzbeschreibung eine sehr andere Geschichte vorgestellt, aber von der dystopischen, postapokalyptischen Welt, die ich erwartet hätte, war hier nicht viel übrig.
Auch die Figuren sind mir nicht sehr nahe gegangen, so dass ich ihre Erlebnisse mit recht wenig Spannung verfolgt habe.
Gut gefallen haben mir die Archivtexte über verschiedenste historische utopische Gesellschaftsexperimente und -ideen.
Lesungen von Autorinnen und Autoren selbst können ein Hörbuch zu etwas Besonderem machen. Leider liegen mir die Stimmlage und Sprechweise der Autorin hier überhaupt nicht, wodurch es mir sehr schwergefallen ist, mich auf die Geschichte einzulassen.
Für meinen Geschmack gehören Gender-Sternchen oder Gender-Innen (durch das Hörbuch weiß ich nicht wie es in gedruckter Form hier gelöst wurde) nicht in einen literarischen Text; dieses sprachliche Prinzip sollte sich doch stilistisch anders lösen lassen. Ob tatsächlich auch die "NamensgeberInnen des Tiergartens", nämlich die Tiere, gegendert werden wollen/müssen, würde ich sehr in Frage stellen.
Wenn dann in der Audioversion das Sternchen bzw. das große Innen-I so schnell übersprochen werden, dass man sich ständig fragt, ob tatsächlich nur von Frauen die Rede ist, irritiert dies einfach nur noch. Mich hat es aus der Handlung gerissen, um stattdessen darüber nachzudenken, welche Aussage über Gender damit getroffen werden soll.
Vielleicht hätte das Buch besser auf mich wirken können, wenn ich es selbst gelesen hätte, statt es zu hören.
Insgesamt gab es einige interessante Gedanken zu Gesellschaftsutopien und dem gegenwärtigen Kunst- und Kulturbetrieb, aber ein grundlegendes Thema oder eine Botschaft war für mich nicht eindeutig erkennbar. Daher fällt es mir schwer zu sagen, ob und wem ich "Auf See" empfehlen würde.