Wien im Jahre 1895: In der Krypta unter dem Stephansdom finden gruselwillige Touristen bei einer nicht ganz legalen Führung in schaurigem Umfeld die Leiche eines Mannes. Das Gesicht ist verzerrt, als wäre dem Armen der leibhaftige begegnet. Haben ihn Geister heimgesucht oder hatte er einfach nur einen Herzinfarkt? Leopold von Herzfeldt und Tatortfotografin Julia Wolf müssen ihren Opernbesuch abblasen und übernehmen den Fall. Wie sich herausstellt, ist der Tote kein Unbekannter, sondern ein Arzt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Betrüger bei spiritistischen Sitzungen zu entlarven, die behaupten mit Geistern kommunizieren zu können. Hat ihn ein solcher Geist in der Krypta heimgesucht? Hinweise auf den Fotos lassen kaum einen anderen Schluss zu. Zum Glück beschäftigt sich auch Totengräber Rothmayer für ein neues Buch mit dem Thema und steht Leo mit Rat und Tat zur Seite. Doch auch Rothmayers Mündel Anna ist einem gefährlichen Verbrecher auf der Spur und braucht dringend Unterstützung.
Schon allein der Titel des dritten Bandes um Leopold von Herzfeldt und Augustin Rothmayer klingt schaurig und macht neugierig. Das Cover fügt sich perfekt in die Reihe ein. Mir gefallen diese alten Stiche im Hintergrund immer sehr. Beim Thema Geistererscheinungen bin ich immer eher skeptisch, war mir aber ziemlich sicher, dass die Auflösung handfest sein wird und nicht aus der Luft gegriffen oder übernatürlich. Trotzdem gruselt es einen beim Lesen schon ein bisschen, denn der Tatort ist mehr als seltsam und tatsächlich begegnet man dem ein oder anderen Geist, für den es keine Erklärung zu geben scheint. Eingestreut werden wie immer interessante Facts aus dem neuen Buch von Augustin Rothmeyer, das ich mir daher auch sofort kaufen würde. Er beleuchtet darin Spuk und Geistererscheinungen.
Besonders gefallen mir an dem Buch wieder die unterschiedlichen Charaktere, die Pötzsch so gut zeichnet, dass ich sie mir bildlich und sogar lautlich vorstellen kann. Vor allem Rothmeyers Wiener Schmäh klingt mir in den Ohren. Hier darf auch mal gegrantelt und geflucht werden und ich liebe es. Auch die Beziehung zwischen Leo und Julia kommt noch einmal auf den Prüfstand und muss einiges aushalten, wobei mir Julia manchmal zu viel grübelt. Leo ist kein einfacher Typ, aber er gibt sich Mühe. Und als Inspektor macht ihm so schnell keiner etwas vor. Diesmal spielt auch Anna eine größere Rolle und gefällt mir gut, als mutige Freundin, die den Tod eines Bekannten aufklären will.
Schnell wird klar, dass es wieder mehrere Fälle sind, die gelöst werden müssen und jeder einzelne war spannend, unterhaltsam und in meinen Augen auch schlüssig. Es gefällt mir auch, dass der eine eher klassisch in der Manier von Sherlock Holmes gelöst wird, dessen Schöpfer zufällig auch in Wien weilt, während der andere einen filmreifen Showdown bereithält. Insgesamt ist auch dieser Band wieder atmorphärisch dicht und einfach gekonnt erzählt, bietet spannende wie humorvolle Momente und bietet so beste Unterhaltung für Liebhaber*innen historischer Krimis. Ich werde der Reihe auf jeden Fall treu bleiben. 5 Sterne