Das stimmungsvolle Cover mit dem hübschen Esel, den Lavendelfeldern, dem Picknick und dem Paar im Hintergrund verspricht französische Leichtigkeit, Genussfreude und Liebe, neben all dem beinhaltet diese Geschichte jedoch noch viel mehr!
Es geht um Natalie, die zwei Jahre zuvor ihren Ehemann bei einem Unfall verloren hat und nun damit zurechtkommen muss, dass ihre Schwiegermutter ihre Tochter Leonie auf eine Eselwanderung in die Cevennen mitnimmt. Sie hat unglaubliche Angst, dass nun auch Leonie etwas zustoßen könnte und bucht kurzentschlossen ebenfalls einen Esel, um ihnen hinterher wandern zu können. Natürlich läuft nicht alles wie geplant und es gibt viele (zwischenmenschliche oder zwischeneselige) Abenteuer zu bestehen
Meiner Meinung nach ist es Sabrina Nau sehr gut gelungen die verschiedenen Charaktere dieser Geschichte authentisch zu zeichnen und ihnen, vor allem durch ihr reiches Gefühlsleben, Leben einzuhauchen. Dabei bietet der Text viel tiefere und grundlegendere Töne, Themen und Gefühle, als ich erwartet hätte. Es handelt sich eindeutig um einen tollen Sommerroman, der die Leichtigkeit dieser besonderen Jahreszeit einfängt und Lust macht selber mit einem Esel durch Südfrankreich zu wandern. Aber es werden eben auch viele Gefühle, zwischenmenschliche Probleme und schwierige Erfahrungen zur Sprache gebracht. Für mich hat das die Geschichte unglaublich bereichert, denn es verleiht ihr eine Tiefe und Authentizität, die von rosarotem und himmelblauem Kitsch weit entfernt ist. Zudem gab es auch einen Abschnitt, in dem es sehr spannend und rasant wurde also eine absolut abwechslungsreiche Lektüre, die wohl für viele Lesegeschmäcker passend ist!
Und dann sind da natürlich noch die Esel! Als Tierfreundin hat es mich begeistert wie liebevoll, vielseitig und klug die Tiere beschrieben werden und wie sehr sie in der Geschichte den Menschen dabei helfen sich selbst auf die Spur zu kommen. Für mich war es eine große Freude!
Auch der Schreibstil ist nach meinem Geschmack, denn er ist flüssig, leicht und alltagstauglich sowie ansprechend und ich wurde ganz in die Geschichte hinein gezogen. Oft wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen, sondern einfach weiter lesen, um zu erfahren, wie es den ProtagonistInnen ergeht. Zudem hat die Autorin immer wieder tolle Vergleiche in die Geschichte eingefügt, die oft mit dem Wesen der Esel zu tun haben und wunderbar passen. Tout ira bien - Alles wird gut! ist ein geflügelter Satz in der Geschichte, der sich immer wieder wiederholt und der einen angenehmen roten Faden durch alle Erlebnisse webt, wodurch er einen gewissen Sicherheits-Anker für Natalie, aber vielleicht auch für die LeserInnen bietet.
Einzig die Zeitachse ist teilweise etwas schwammig und Erkenntnisse kommen den Charakteren in sehr kurzer Zeit, dies hat dem positiven Leseerlebnis für mich jedoch keinen Abbruch getan.
Mir hat diese Geschichte eine tolle Lesezeit beschert und ich würde am liebsten gleich selber zu einer Eselwanderung aufbrechen um zu schauen, was mit mir passiert und welche Begegnungen, Fügungen und Abenteuer auf mich warten!!