Das recht schlichte Cover mit dem beinah leuchtenden Blau sorgt dafür, dass mir das Buch sofort ins Auge fällt. Der Klappentext weckt meine Neugierde und ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung.
NACHT Die Toten von Jütland ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Serie rund um die Sonderermittler der Task Force 14. Wie der Titel dieses Buches verrät, ist der Schauplatz hauptsächlich der Süden Dänemarks.
Was mir gleich positiv auffällt, sind die schönen, knackig kurzen Kapitel. So was liebe ich sehr. Bei langen Kapiteln habe ich immer das Gefühl, dass sich die Geschichte in die Länge zieht. Diese Emotion kommt bei mir bei NACHT Die Toten von Jütland nicht hoch.
Thomas Bagger gelingt es schon beim Prolog mich in seine Geschichte zu ziehen. Sein Schreibstil ist sehr einprägsam und von unterschiedlichen Stilen durchsetzt. Besonders im Hinblick auf die unterschiedlichen Charaktere. Der personale Erzähler führt konsequent durch die Handlungen, legt den Fokus aber immer wieder auf andere Personen. Genau hier kommt der Kniff mit dem Schreibstil. Denn je nachdem wen ich begleite, wandelt sich die Erzählart ein bisschen. Das gibt der Geschichte etwas Lebendiges und der Lesende sollte sich bewusst sein, dass auch oft eine derbe Wortwahl benutzt wird.
Die wechselnden Perspektiven mag ich sehr. Es gibt dadurch verschiedene Handlungsfäden, die konsequent weitergesponnen werden. Thomas Bagger verzichtet bewusst darauf zu verraten, auf welcher Zeitebene sich die einzelnen Handlungssequenzen abspielen. Aber in mir keimen Verdachtsmomente auf.
NACHT Die Toten von Jütland ist sehr spannungsvoll und vielschichtig aufgebaut. Obwohl es hier um die Task Force 14 geht, liegt mein persönliches Augenmerk auf Kommissarin Jenny Seland. Sie ist mir augenblicklich sympathisch und ich begleite sie gern bei ihrer Arbeit. Der Erzähler lässt mich an ihren Gedanken und Emotionen teilhaben und so erfahre ich auch Privates über sie. Ihre unglückliche Liebe zu ihrem Chef William Grandberg berührt mich. Sie versucht im Dienst professionell damit umzugehen, was ihr nicht immer gelingt. Ihre empathische Ader macht sie zu dem menschlich.
Erst später lerne ich die Sonderermittler der Task Force 14 kennen. David Flugt und sein exzentrischer Kollege Lucas Stage sind ebensolche Charakterköpfe wie die anderen Figuren im Buch.
Auch David kann ich gut leiden, obwohl ihn eine geheimnisvolle Aura umgibt. Obwohl ich auch andere Figuren mal mehr, mal weniger lang begleiten darf, bei David und Jenny fühle ich mich am wohlsten.
Besonders mitgerissen hat mich zudem noch Emily. Schnell wird mir klar, welche Rolle sie in diesem bunten Reigen aus Ermittlern und in den Geschehnissen involvierten Personen spielt. Um aber nicht zu viel zu verraten, schweige ich mich an dieser Stelle aus.
Thomas Bagger legt viele Brotkrumen aus. In mir keimen mehrere Verdachtsmomente auf und ich liebe es zu ermitteln. Immer öfter beschleicht mich eine Vermutung, wer der unheimliche Serienmörder sein könnte. Doch Thomas Bagger stellt mir geschickt Fallen und führt mich immer wieder von meiner Ahnung weg.
NACHT Die Toten von Jütland ist gespickt mit reichlichen Spannungsspitzen und raschen Wendungen. Der Thriller entwickelt sich zu einem wahren Pageturner und hält mit abscheulichen sowie brutalen Szenen nicht hinterm Berg. Zwischendurch gibt es aber auch immer Momente, wo ich schmunzeln muss, weil Thomas Bagger typisch menschliche Verhaltensweisen mit einer guten Portion Sarkasmus auf den Punkt bringt.
NACHT Die Toten von Jütland verknüpft sensible Themen wie Machtmissbrauch, Traumata und der zerstörerischen Gewissheit etwas verloren zuhaben zu einem intensiven Leseerlebnis, was mich nicht mehr loslässt.
Ich steuere auf ein Finale zu, dass mich immer wieder kurz in Sicherheit wiegt, nur um dann noch brutaler und erschreckender in seiner Erkenntnis in unterschiedlichste Emotionen auf mich einzustürzen. Alles bauscht sich zu einer gewaltigen Explosion aus Düsternis, Gefährlichkeit und auch Trauer zusammen. In dem Moment, wo sich der Rauch legt, weiß ich, dass ich in vielem richtig lag und doch bereitet mich nichts auf die letzte Seite vor, die mir offenbart, dass die Fortsetzung womöglich nichts an Sprengkraft verlieren wird. Jetzt kann ich es kaum erwarten, den zweiten Teil der Serie zu lesen und hoffe sehr, dass es so beeindruckend und mitreißend weitergeht.
Fazit:
NACHT Die Toten von Jütland ist wie eine Komposition. Alle Elemente fügen sich am Ende zu einem erschütternden Gesamtbild zusammen. Dazwischen gibt es ein intensives und sehr gut geschriebenes Leseerlebnis mit schnellem sowie packenden Handlungsverlauf.