FEUER Mord auf den Färöern beginnt sofort atmosphärisch und führt mich direkt auf die Färöer-Inseln. Im Fokus steht eine kleine bibeltreue Inselgemeinde, dessen scheinbar friedliches Leben von einer brutalen Tat überschattet wird. In einer Kirche werden die abgeschlachteten Körper vier toter Priester gefunden. Das Blutbad schockiert selbst hart gesottene Beamte und so wird der Fall an die Task Force 14 abgegeben.
Die Entwicklung von FEUER Mord auf den Färöern ist anders, als ich gedacht habe. Die Handlung ist fast vollständig losgelöst vom ersten Fall NACHT Die Toten von Jütland. Und doch schlägt Thomas Bagger einen ganz kleinen, aber feinen Bogen und beantwortet mir damit eine brennende Frage, die seit dem Ende von NACHT Die Toten von Jütland in mir schwelt. Auch wird logisch erklärt, weshalb David Flugt nicht mit von der Partie ist. Ein bisschen bin ich traurig, mochte ich ihn doch gern. Doch FEUER Mord auf den Färöern funktioniert auch wunderbar ohne den lieb gewonnenen Ermittler. Beide Teile der Serie Ein Fall für die Task Force 14 sind völlig unabhängig voneinander lesbar. Ich empfehle aber dennoch, sie zusammenhängend zu lesen, weil ein klitzekleiner Handlungspunkt immer wieder aufflammt und diese Serie zur Suchtgefahr werden lässt.
FEUER Mord auf den Färöern ist ganz anders als sein Vorgänger und steht ihm doch in nichts nach. Thomas Bagger hat ein unglaublich interessantes Charakterensemble erschaffen, dass durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen besonders aufblüht. Auf der einen Seite stehen die Inselbewohner, die misstrauisch Fremden gegenüber sind und in diesem Landstrich sehr gläubig und fest in ihren Traditionen verankert sind. Auf der anderen Seite steht ihnen das Ermittlungsteam, bestehend aus Lucas Stage von der Task Force 14 und die Kriminaltechnikerin Sidsel Jensen gegenüber.
Mir gefällt bei der Charakterisierung sehr, dass es keine reinen guten oder schlechten Personen gibt. Er zeichnet realistische Figuren, die beide Seiten in sich tragen. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint und garantiert nicht schwarz-weiß.
FEUER Mord auf den Färöern lebt von der teilweise extremen Figurensprachen, die passend auf den jeweiligen Charakter zugeschnitten ist. Das muss der Lesende definitiv abkönnen, denn manches ist schon richtig derb und bisweilen obszön. Auch die sehr bildlichen Beschreibungen bedienen sich mitunter sehr deutlichen Worten. Für mich macht das den Reiz dieses Thrillers aus, denn es weckt unterschiedlichste Emotionen in mir.
Der Schreibstil ist unglaublich rasant, mitreißend und leicht verständlich. Besonders fällt dies bei Beschreibungen der Arbeit einer Kriminaltechnikerin auf. Sehr faszinierend finde ich die Infos zur Blutspurenanalyse.
Im Verlauf der Geschichte wird Lucas Stage immer interessanter für mich. Fand ich ihn im ersten Band noch unerträglich, erfahre ich in FEUER Mord auf den Färöern in Rückblenden von seiner Vergangenheit. Diese werden im Buch auch durch ein Fingerabdruckprofil kenntlich gemacht. Das gefällt mir sehr gut. Endlich verstehe ich Lucas besser und ich komme nicht umhin, sein analytisches und beinahe emotionsloses Vorgehen zu bewundern. Doch bei Lucas muss ich auf der Hut sein, denn bei ihm gilt es noch stärker als bei allen anderen: Bei ihm ist nichts so, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Auch Sidsel Jensen ist ein spannender Charakter. Nicht nur ihre Arbeit fasziniert mich, sondern auch das Familiengeheimnis, welches sie umgibt. Denn ursprünglich hat sie genau in diesem Dorf einmal gelebt.
Der Kontrast zwischen der Dorfgemeinschaft und dem Ermittlerteam ist groß. Dies macht den Reiz der Story definitiv aus und so entwickelt sich ein rasanter Pageturner, den ich nicht mehr weglegen möchte.
Der Spannungsbogen bleibt konsequent hoch und wechselt sich mit packender Action und ruhigeren Sequenzen homogen ab. Oft laufen mir eisige Schauer über den Rücken, so sehr nimmt mich FEUER Mord auf den Färöern gefangen.
Manche Handlungsfäden sind bewusst so ausgelegt, dass ich auf die Entwicklung komme. Aber die Asse im Ärmel des Autors machen mich jedes Mal sprachlos.
Das Finale ist überraschend, lässt mich sprachlos zurück und beantwortet mir die meisten meiner drängenden Fragen. Und wieder warte ich sehnsüchtig auf den nächsten Band.
Fazit:
Feuer ist ein spannender und wendungsreicher Pageturner, der durch seine harten Kontraste und Spitzfindigkeiten eisige Schauer über den Rücken treibt.