Der Roman wird hauptsächlich von 2 Handlungssträngen bestimmt. Im 19. Jahrhundert, einige Jahre vor dem Bürgerkrieg in den USA, wird in Kentucky ein Pferd geboren, dass sich zu einem der berühmtesten Rennpferde entwickelt. Hier wird die Lebensgeschichte des Pferdes geschildert inklusive detailreicher Beschreibung des Ablaufs von Pferderennen. Gleichzeitig wird das Spannungsfeld zwischen weißen Herren und schwarzen Sklaven thematisiert. Der Sklave Jarret, selbst noch sehr jung, ist schon bei der Geburt des Pferdes dabei und später für den Hengst Darley/Lexington verantwortlich. Damit handelt es sich thematisch durchaus auch um ein Geschichtsbuch.
Der andere Handlungsstrang spielt im Jahr 2019. Gleich mehrere Personen suchen nach Informationen über dieses Pferd. Ein (schwarzer) Kunststudent, Theo, der seine Doktorarbeit mit dem Thema Gemälde von Pferden im 19 Jahrhundert schreiben will und zufällig bei einer Art Sperrmüll ein altes Gemälde dieses Pferdes mitnimmt. Eine (weiße) Wissenschaftlerin, Jess, die sich am Smithsonian Institute mit Knochen von Tieren befasst und in Zusammenarbeit mit einer Wissenschaftlerin aus Großbritannien die Knochen und den Körperbau des im Museum befindlichen Skeletts desselben Pferdes untersucht um herauszufinden, warum gerade dieses Pferd eines der schnellsten seiner Zeit war. Beide treffen sich bei den Recherchen und es wird klar, dass auch nach Überwindung der Sklaverei immer noch tagtäglich Probleme zwischen schwarzen und weißen Menschen entstehen.
Der Titel des Buches ist ungenau gewählt, mir hätte die Übersetzung des Originaltitels Horse deutlich besser gefallen, da die Gemälde des Pferdes eine eher untergeordnete Rolle spielen und mehr der Ergänzung dienen.
Die Beschreibungen sind detailliert und lebendig, das Buch lässt sich gut lesen ohne, dass es langweilig wird. Dafür sollte man sich entweder für Pferde oder für die Auswirkungen der Sklaverei (bis heute) interessieren, wenn man dieses recht umfangreiche Buch (mehr als 550 Seiten) mit Interesse lesen möchte. Streckenweise kann man es mit einem Sachbuch gleichsetzen.