Das Buch Seinetwegen der Schweizer Autorin Zora del Buono nimmt mit in eine Welt voller Fragen und Fragmente rund um den Unfalltod des Vaters der Autorin und der Frage, wer der Unfallfahrer, der Töter war, von dem zunächst nur die Initialen E.T. einen Anhaltspunkt geben. Gerade einmal 8 Monate alt war die Autorin, als ihr Vater bei dem Unfall ums Leben kam. Wie ging das Leben des Unfallfahrers weiter? Wer war er? Wie ist er mit der Schuldfrage umgegangen?
All diesen Fragen nähert sich die Autorin in einer intensiven und berührenden Recherche, die zu Teilen eine Aufarbeitung der Familiengeschichte zwischen der Gegenwart mit ihrer demenzkranken Mutter und der Vergangenheit einer Kindheit ohne Vater ist und zu anderen Teilen auch Sachbuchelemente rund um das Thema Verkehrsunfälle einbindet
Der Schreibstil hat mich stellenweise sehr begeistert und fasziniert, weil er so schön einfängt, wie sich die Ereignisse in vielen Kleinigkeiten und im Alltäglichen eingebrannt haben und die Familie weiterverfolgen. Es wird darin spürbar, wie nagend Fragen sein können und wie stark der Drang nach Antworten werden kann. Insgesamt hat der Schreibstil des Buches aber auch viel Verwirrung bei mir ausgelöst. Ich würde ihn als assoziativ, springend und fragmentarisch beschreiben Szenen der konkreten Suche an verschiedenen Orten mischen sich mit Kaffeerunden mit Freunden, in denen philosophisch Themen verhandelt werden, Sachbucheinschübe und Statistiken mischen sich mit teils recht zusammenhanglosen Anekdoten. Das Buch weigert sich schon fast, eine Struktur anzunehmen so finden sich beispielsweise auch keine Kapitel in dem Buch.
Nach der Lektüre bin ich unentschlossen, wie mein Gesamtfazit ist: Anstrengend beim Lesen fand ich es sicherlich, aber vielleicht wird das auch dem Charakter einer Suche gerecht das Unberechenbare, das zähe Ringen, die verwirrenden Emotionen. Ich fand das Buch recht hart zu lesen, aber vielleicht muss es bei diesem Thema eben genau das sein nicht abgerundet, nicht geglättet, sondern in irgendeiner Form roh, ungeordnet, verwirrend und verstörend. Ein anderes Leseerlebnis ist es in jedem Fall und daher würde ich im Gesamten das Buch dennoch als Lektüre empfehlen.