Grundsätzlich hat mir die Geschichte gefallen, allerdings gab es auch Dinge, die mich gestört haben. Ich finde, es mal was anderes, dass die Handlung sich nur in ein paar Stunden abspielt. In den paar Stunden den Charakteren genug Raum zur Entwicklung zu geben ist allerdings schwer. Olivia, aus deren Perspektive man liest, ist gerade am Anfang nur am Jammern, wie hart ihr Leben ohne Geld ist. Ständig erklärt sie uns, wie sehr sie ihren Vater verabscheut, aber auf sein Geld will sie freilich nicht verzichten. Ein Anrecht auf seinen Besitz hat sie schon mal gar nicht. Schon hier werden mir, gerade für junge Leser, zu materielle Werte vermittelt. Letztlich bekommen wir auch nie einen Einblick, wie ihre Mutter zu dem Thema steht, schließlich hat sie den Ehevertrag unterschrieben. Des Weiteren gibt es zu viele überraschende Wendungen, die in nur drei Stunden verarbeitet und bei Seite gewischt werden. Ein Ex-Lehrer, der sich mit minderjährigen strafbar macht ist moralisch gesehen unangemessen und wird als völlig banal abgetan. Wie er sich vor den Teenagern kleinredet, ist schon fast peinlich, da er ja die autoritäre Person sein sollte. Die Motive von Olivias Mitstreitern werden nur angekratzt und agieren eher blass. Bis auf Kevin, der für mich den amüsantesten Part ausführt. Da sich alle vorher noch nie gesehen haben, ist es erst recht kein Garant für eine erfolgreiche Mission. Die Wörter Crew und Coup werden gerade auch in den finalen Kapiteln so häufig angewendet, dass sie nur noch lächerlich wirken. Insgesamt hat mir der Schreibstil gefallen, da ich mich gut in die Situationen hineinversetzen konnte. Die letzte Wendung ist für mich am Besten gelungen und hätte potenzial für mehr gehabt, ging in der Hastigkeit, aber leider auch unter.
Heiress takes all ist zwar eine temporeiche Lektüre für junge Leute, vermittelt aber stellenweise fragwürdige Werte. Olivia ist sehr hochnäsig und ihre Gang bleibt sehr zurückhaltend, lediglich Kevin bringt den nötigen Schwung in die Handlung. Einer Fortsetzung würde ich trotzdem eine Chance geben, wenn auch nur um zu sehen, wie es den Charakteren ergangen ist und wie sie wieder zueinanderfinden.