"Niemannswelt - Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden" von Carina Bartsch ist Band 1 einer 5-teiligen Dystopie, die in Alaska im Jahr 2196 angesiedelt ist. Nachdem die Welt von Männern zerstört wurde, haben die Frauen die Herrschaft übernommen und leben in Frieden untereinander. Männer sind nahezu nur noch eine bloße Erinnerung an einen Albtraum und leben eingesperrt in Laboren, wo sie als Forschungs- und Fortpflanzungsmaterial dienen. Die Hauptfigur Zoe, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, arbeitet als Dozentin an der Universität mit dem Schwerpunkt "männliche Psychologie". Was für sie bisher nur Theorie war, wird jedoch plötzlich zur Realität als sie gebeten wird, in einem der Labore mit einem Mann in Kontakt zu treten, um von ihm wichtige Informationen zu erhalten. Flynn ist der erste Mann, der ihr je begegnet ist und trotz hoher Sicherheitsauflagen, ist Zoe Angst und Bange. Nach und nach gerät jedoch ihr eigenes Weltbild ins Wanken - lebt sie in einer Diktatur? Ist wirklich alles rechtskonform?
Carina Bartsch ist eine meiner Lieblingsautorinnen und hat mich bisher noch nie enttäuscht. Entgegen der klassischen BestsellerautorInnen, die in kurzer Zeit viele Romane veröffentlichen und dabei immer mal wieder Tiefgang vermissen lassen, arbeitet Carina Bartsch jahrelang an ihren Werken. Das sorgte dafür, dass meine Erwartungen riesig waren und man wirklich sehr, sehr geduldig sein musste. Das lange Warten hat sich aber gelohnt! Band 1 der Niemannswelt ist ein dystopischer slow-slow-slow-Burn-Roman, den ich nicht mehr zur Seite legen konnte. Obwohl ich zunächst Schwierigkeiten hatte, mich in der Niemannswelt zurechtzufinden - denn die Frauendiktatur wirkt sehr abstoßend und es fiel mir zu Beginn schwer, mit der naiven Zoe zu sympathisieren - und unfassbar viele Fragen aufkamen, war ich dann doch schnell Feuer und Flamme. Denn Dank der wirklich sehr langsamen Entwicklung der Figuren und des langsamen Fortgangs der Situationen sowie der umfassenden Beschreibungen mit Schleifchen oben drauf, hat der Roman eine Tiefe, die ich in letzter Zeit bei anderen Büchern sehr vermisst habe. Gleichzeitig begleitete mich beim Lesen eine unterschwellige Spannung, die mich den Roman nicht mehr aus der Hand legen lies. Bereits in Band 1 wurden viele Fragen aufgeklärt und dennoch blieb die Grundhandlung bzw. deren Ausgang bis zuletzt offen. Manche Aspekte des Romans waren schwere Kost, da sie die aktuelle politische Situation aufgriffen und mich das sehr bewegte, was mir sehr gut gefallen hat. Zudem habe ich mich zuletzt sehr mit der Hauptfigur Zoe anfreunden können, die von der naiven Dozentin ganz langsam zur kritisch hinterfragenden Psychologin wird. Ich bin total angefixt und werde direkt Band 2 Wegatmen!