In diesem Buch begegnet uns eine ungewöhnliche Mischung aus wissenschaftlicher Sachinformation und spekulativer Science-Fiction. Es werden sowohl aktuelle Erkenntnisse über das Universum präsentiert als auch Zukunftsvisionen entworfen, wie sich die Menschheit in den nächsten 1.000 Jahren innerhalb und jenseits unseres Sonnensystems ausbreiten könnte.
Besonders überzeugt hat mich der sachliche Teil. Als jemand mit nur wenigen Vorkenntnissen konnte ich durch die Lektüre mein Verständnis über das Weltall deutlich erweitern. Der Autor beschreibt unter anderem die Besonderheiten einzelner Planeten (z.B. des Mars), erklärt ihren Aufbau und die dort herrschenden Bedingungen. Auch der Mond, das Alpha-Centauri-System, Asteroiden, Exoplaneten, schwarze und weiße Löcher, die Milchstraße, Andromeda und andere Galaxien werden thematisiert.
Immer wieder werden zudem aktuelle Forschungsergebnisse und -methoden aufgegriffen, was ich sehr interessant fand. Auch komplexere Themen wie Relativitätstheorie und Quantenphysik werden anschaulich und verständlich erklärt, zumindest für Leser*innen ohne tiefere naturwissenschaftliche Kenntnisse wie mich. Inwieweit die technischen Ausblicke tatsächlich realistisch oder korrekt sind, kann ich nicht beurteilen, spannend waren sie in jedem Fall.
Der spekulative Teil des Buches entwickelt aus dem heutigen Forschungsstand Zukunftsszenarien: von der Besiedlung anderer Planeten bis hin zur "Gottwerdung" des Menschen, der über Raum und Zeit herrscht. Inhaltlich dreht sich vieles um die Suche nach (mikrobiologischem) Leben, nach neuen Energiequellen, Mineralien und Rohstoffen und um die Frage, wie wir sie im All und für die Erde nutzen könnten. Der Autor zeigt dabei einen unerschütterlichen Glauben an Wissenschaft, Technik und die Problemlösungskraft des Menschen. Seine Zukunftsvision ist durchweg optimistisch. Diese Begeisterung wirkt durchaus ansteckend. Stellenweise wünschte ich mir, ich könnte 500 Jahre in die Zukunft reisen, um zu sehen, was aus diesen Ideen geworden ist. Allerdings erscheinen manche dieser Vorstellungen auch naiv, besonders wenn gesellschaftspolitische Herausforderungen zur Sprache kommen. Die Annahme, dass die Kolonisierung des Weltraums, mit Hilfe von KI, Kryonik und Fusisonsantrieben automatisch Probleme wie Ressourcenknappheit oder den Klimawandel lösen wird, greift zu kurz und verfehlt aus meiner Sicht die zu grunde liegenden Problematiken.
Die Sprache ist gut lesbar, anschaulich und immer wieder mit Humor durchsetzt. Dieser lockert die Lektüre auf, auch wenn er nicht immer meinen Geschmack traf. Gut gefallen haben mir die Farbfotos, die den Text lebendiger und ansprechender machen. Dennoch lasen sich die Kapitel streckenweise etwas zäh, redundant und langweilig. Stetige Zeitensprünge und der ständige Wechsel zwischen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft strengten mich an, zudem mir nicht immer klar war, wo die Übergänge zwischen Tatsachen und Fiktion lagen. Hier hätte ich mir eine andere, klarere Struktur gewünscht.
Fazit: Der Versuch, Sachbuch und Science-Fiction zu vereinen, konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Ein reines Sachbuch oder ein reiner Science-Fiction-Roman hätten womöglich besser funktioniert. Dennoch habe ich einiges gelernt und spannende Einblicke in die Möglichkeiten unserer Zukunft erhalten.