Dies ist ein recht aussergewöhnlicher Roman, welcher auf der einen Seite Vorurteile und Diskriminierung verdeutlicht, welche leider noch immer in der Gesellschaft vertreten sind. Und zum Anderen reagiert hier eine Frau anders, als es ebendiese Denkweisen über sie erwarten lassen.
Worum geht es hier genau? Die 18-jährige Ji-won lebt zwar im modernen Amerika, dennoch ist sie in einer Familie mit veralteter, traditioneller Rollenverteilung aufgewachsen. Dies hat deutliche Spuren in ihrem Charakter hinterlassen. Zu dieser anerzogenen Misogynie kommt nun die Objektifizierung als asiatische junge Frau hinzu, welche in den Köpfen einiger weißer Männer vorkommt und sie theoretisch noch kleiner, noch devoter macht. Durch die Verkettung diverser Umstände und das toxische Verhalten einiger Männer in ihrem Umfeld bricht die in ihr aufgestaute Wut darüber sich nach langer Zeit nach und nach Bahn und sie handelt auf eine Art, welche man von dem Bild der lieblichen, zurückhaltenden jungen Frau asiatischer Abstammung niemals erwarten würde. Oder anders gesagt: Niemand würde durch die vielen Vorurteile ihr gegenüber auf die Idee kommen, sie könne blutige Rache an den Männern üben.
Ich empfand es als recht gut beschrieben, wie für andere vielleicht gar nicht sichtbare Vorurteile auf die junge Frau einprasseln und vor allem, wie sie sich dabei fühlt. Auch die familiären Hintergründe finden ihren Weg in den Roman, die Vergangenheit der Eltern und deren Verhaltensweisen, welche für Ji-won und ihre Schwester prägend waren. Emotional schleicht sich von Kapitel zu Kapitel ein Wandel in Ji-won ein, die negativen, teils übergriffigen Erlebnisse ihr gegenüber als Person haben auch mich wütend gemacht. Da war es für mich leicht nachvollziehbar, unter welchem emotionalen Druck sie stehen muss. Wie diese Wut sich als female rage äussert ist einfach das komplette Gegenteil dessen, was ihr jahrelang als Verhaltensweise eingebläut wurde. Und das ist genau das, was den Standardrahmen sprengt, dass übliche Erwartungen an eine junge Frau komplett über den Haufen geworfen werden. Und genau dies macht das Buch so besonders: Es bricht mit den Erwartungen an eine doch bitte anpassungsfähige, liebliche junge Frau.