Sophie Reyer, Enkelin des Schauspielers Walther Reyer, der von 1960-1968 selbst den Jedermann bei den Salzburger Festspielen verkörpert hat, entführt uns mit diesem Krimi in das Jahr 1937.
Der Darsteller, der die Figur des Todes verkörpern soll, wird kurz vor der Premiere ermordet. Kommissar Breitensee übernimmt die Ermittlungen im Dunstkreis der Schauspieler und Regisseur Max Reinhardt. Kein leichtes Unterfangen, sind doch alle ein wenig angespannt. Obwohl die zweite Besetzung ebenfalls ermordet wird, will Max Reinhardt die Premiere nicht absagen, denn er weiß, dass dies der letzte Jedermann ist, den er in Salzburg bzw. überhaupt in Europa aufführen wird, denn als Jude wird er von den Nationalsozialisten verfolgt.
Was macht Reinhardt? Er holt Else Heims, seine jüdische Ex-Frau und Schauspielerin, nach Salzburg. Sie, die ohne viel Aufwand in jede Rolle eines Theaterstückes schlüpfen kann, soll den Part übernehmen. Ist Else Heims dann ebenfalls in Gefahr? Breitensee lässt die Schauspielerin überwachen, während er sich erneut auf die Suche nach dem Täter begibt.
Während die Premiere ein letzter, fulminanter Erfolg für Max Reinhardt und sein Ensemble ist, ist der nach wie vor unbekannte Täter nicht gefasst. Doch endlich scheint sich eine viel versprechende Spur aufzutun ....
Meine Meinung:
Das Schauspiel Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes sorgt jedes Jahr nicht nur in Salzburg für Aufregung. Der Hype um die Darsteller des Jedermanns und vor allem der Buhlschaft, die ja nur eine klitzekleine Nebenrolle ist, füllt schon Monate vor der Premiere die Gazetten. Da braucht es die fiktiven Morde gar nicht. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Zum einem weil exakt gestern, 26. Juli die Salzburger Festspiele 2025 mit dem Jedermann und Philipp Hochmair in der Titelrolle eröffnet worden sind, und zum anderen, weil Sophie Reyer die Schauspielerin und erste Ehefrau von Max Reinhardt, Else Heims (1878-1958), aus der buchstäblichen Versenkung geholt hat. Über Max Reinhardt spricht die ganze Welt, Else Heims ist dem Vergessen anheim gefallen. Geschickt flicht die Autorin den Werdegang der Schauspielerin, die schon als kleines Mädchen in verschiedene Rollen schlüpfen konnte.
Interessant ist auch die Figur des Ermittlers Breitensee angelegt. Vor elf Jahren ist ein kleines Mädchen ermordet worden, dessen Mörder nie gefasst worden ist. Dieser ungeklärte Fall spukt nach wie vor in seinem Kopf herum.
Sehr gut ist auch die politische Stimmung in Salzburg im Jahr 1937 eingefangen, wenn der Antisemitismus offen zur Schau getragen wird und Mitglieder der SA während einer Feier das Schloss Leopoldskron inspizieren und die Enteignung als beschlossene Sache sehen. Auch der ehemalige Jugendfreund von Else Heims aus Berlin, der nun als Mönch in Salzburg lebt, ist ein Antisemit und Anhänger der Nazis. Wenige Monate später wird Hitler Österreich annektieren und Schloss Leopoldskron wird enteignet. Max Reinhardt schafft es gerade noch rechtzeitig das Land zu verlassen.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem historischen Krimi, der mit seiner peniblen Recherche und seiner eleganten Sprache punktet, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.