Wie leicht man sich durch ein Versprechen in die Bredouille bringen kann, beschreibt Harlan Coben, indem er einen alltäglichen Vorfall wie eine Schlinge auslegt, in der sich im Verlauf der Handlung seine Figuren verfangen. Coben hat es nicht nötig, das große Rad zu schwingen, effekthaschende Spannung einzusetzen, seine Geschichte zieht ihren Reiz daraus, dass wir uns selbst darin durchaus vorstellen können. Myron Bolitar will nur eins: helfen. Die Tochter von Freunden soll ihn anrufen, wenn sie in Schwierigkeiten gerät und sich nicht traut, die Eltern zu verständigen, damit die sie abholen. Er kämpft mit seinem Versprechen und entscheidet sich, als der Fall eintritt, den Mund zu halten, obwohl er die Gefahr ahnt. Dadurch wird er zum Schuldigen. Ein Versprechen, das wir leichtherzig alle geben würden. Coben entwickelt den Plot langsam, zeichnet Freundschaften, wie Feindschaften nach. Selbst die Einführung der sadistischen Zwillinge erscheint vor diesem Hintergrund folgerichtig. Der Autor ist ein fulminanter Erzähler, der es nicht nötig hat, seine Protagonisten scherenartig in Gut und Böse zu teilen. Die Schwächen aller treiben die Handlung voran. Die Angst vor verflossenen, wie neuen Lieben, die Furcht vor den eigenen Geheimnissen wie fremden, die sich in Seitensprüngen wie Gewaltausbrüchen äußern. Myron der große Backeballstar muß miterleben, wie er für Aimee das Tor zu ihrer Wunschschule weit aufstößt und erfahren, daß sein Einsatz für den Sohn einer bekannten Familie dazu führt, daß dessen Tor sich schließt. Diese kleinen Geschichten am Rande machen den Unterschied. Und nicht umsonst ist Harlan Coben ein hoch dekorierter Autor. Er weiß in Ein verhängnisvolles Verbrechen zu erzählen und die Spannung so zu steigern, daß wir uns darin verfangen.