Zwei Monate sind es noch bis zur Jahrtausendwende. Der 67- jährige Trond hat sich im Norden Norwegens nahe der schwedischen Grenze eine Hütte gekauft. Drei Jahre zuvor war seine zweite Frau bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, den er selbst nur knapp überlebte. Trond ließ sich nach diesem Unglück pensionieren und suchte nach einem Ort, wo er sich zusammen mit seinem Hund niederlassen und für den Rest seiner Tage noch etwas glücklich sein könnte. Seinen beiden Kindern aus erster Ehe erzählt er davon nichts, er bricht mit seinem Wegzug den Kontakt zu ihnen vollständig ab.
Dennoch freut er sich sehr, als am Schluß des Buches seine Tochter ihn an seinem neuen Wohnort aufspürt.
"Pferde stehlen" ( das Codewort für die geheimen Grenzaktionen während des Krieges) ist ein großartig geschriebener Lebensbericht von Menschen, die es sich nicht leicht gemacht haben in ihrem Leben. Die Sprache dieses Buches glänzt von einer Poesie, wie man sie in anderen Romanen selten findet.
Die Beschreibung der Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen, die sprachliche Abbildung von Naturphänomenen ist einzigartig.
Die Lektüre lässt den Leser zurück mit dem nachdenklichen Bewusstsein, wie zerbrechlich das Leben ist, und welche wunderbaren Schönheiten und Erfahrungen es dennoch jeden Tag bereithält, an dem die Sonne aufgeht.
Und es ist ein Buch von der tiefen Weisheit, daß alles Verdrängte wieder an die Oberfläche zurückkehrt- und sei es nach 50 Jahren - und bearbeitet, bewältigt - ja, gelebt werden will.
"Im Erinnern liegt das Geheimnis der Versöhnung" , sagt eine alte jüdische Weisheit. Dieses wunderbare Buch ist voll davon.