Nur wenige Leser schaffen es, die zehn Bände von Marcel Proust Meisterwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit wirklich zu lesen. Wer es bis zur Hälfte schafft, nimmt sich vor, die zweite Hälfte irgendwann in Angriff zu nehmen. So kommt es, dass der Band in Swanns Welt unser Bild von Marcel Proust prägt, weil der zumeist wirklich gelesen wird. In ihm wird die Kindheit des Helden, seine Familie, deren Freunde und Bekannte beschrieben. Proust überschüttet uns mit Landschaftsbeschreibungen und Details, als gebe es nur das Jetzt, kein Morgen mehr. Eine Oase, eine Idylle, die einen Korb von kindlichen Beobachtungen ausschüttet, und einem sofort einen behäbigeren Rhythmus beim Lesen als gewohnt auferlegt. Proust schafft es, einem nicht nur die Zeit nahe zu bringen, in der seine Geschichte spielt, es gelingt ihm auch, dem Leser die Frage nach der Zeit selbst zu stellen. Was haben wir verloren? Wie hektisch sind die Zeiten jetzt? Natürlich liest sich dies alles aus einer großbürgerlichen Sicht heraus. Zola hätte Proust Geschichte vollkommen anders dargestellt Trotzdem zieht sie einen in seine Sicht der verlorenen Dinge hinein, in der Umstürze sich höchstens in kleineren oder größeren Skandalen äußert. Es scheint am Vorabend jeden Krieges, Umbruchs so, als könne der eigenen Welt nicht Schlimmeres geschehen, als dass man sich für die falsche Garderobe entscheidet, als nicht kultiviert genug erscheint. Peter Matic leiht dem Hörbuch kongenial seine Stimme. Wer Proust schon nicht lesen mag, sollte in den Genuss der Hörbücher kommen.