Der Krieg zeichnet die Menschen, das ist nicht nur heute so, sondern war es schon viele Generationen vor uns.
Geschehnisse aus dem 30jährigen Krieg holen den Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl, 25 Jahre nach dessen Ende wieder ein. Er eilt von Schongau Richtung Regensburg um seine erkrankte Schwester zu heilen. Die Scharfrichter der damaligen Zeit, verstehen es nicht nur ihrem grausigen Tagegeschäft nachzukommen, sondern sind durch genaue anatomische Studien hervorragende Heilkundler. Ein absolutes Muss ist die genaue Kenntnis über Heil- und Giftkräuter.
In Regensburg angekommen, muss er die grausige zugerichteten Leichen seines Schwagers und der über alles geliebten Schwester entdecken, damit nicht genug, sind die Stadtwachen doch auch gleich vor Ort und verhaften ihn wegen Mordes. Nun droht dem Henker die gleiche Behandlung durch einen Berufskollegen.
Währenddessen flieht die älteste Tochter des Henkers, Magdalena, mit ihrem Geliebten dem Medicus ohne Berufsabschluss, Simon Fronwieser, nach Regensburg um der Schimpf und Schande ihrer Verbindung und insbesondere dem nicht zuträglichen Ansehen, als Mitglied einer Henkersfamilie, zu entfliehen. Die Ächtung durch die Dorfgemeinschaft fällt der jungen Magdalena sehr schwer. In Regensburg angekommen, erfahren die jungen Brautleute von der Verhaftung des Henkers und machen sich an die Aufklärung des Falles. Hilfe bekommen sie aus der Unterwelt, vom äußeren Rat und einem fremdländischen Gesandten. Aber wer ist Freund? Wer Feind?
Faszinierend an historischen Romanen finde ich die Darstellung längst vergangener Zeiten. Die Schilderungen der sehr abergläubischen Dorf- und Stadtbewohner, die Beschreibung der Mittelalterlichen Städte und ihrer architektonischen Besonderheiten sowie auch die Hinweise auf desolate hygienische Zustände. In den Städten herrscht noch Zucht und Ordnung, wer nach dem Zapfenstreich erwischt wurde, durfte den nächsten Tag am Pranger stehen oder im Narrenkäfig verbringen. Fast scheint es eine gewisse Willkürlichkeit der Gesetzesvertreter zu sein Einzelne oder Fremde oder anders aussehende zu bestrafen.
All dies bettet Oliver Pötzsch vorzüglich in eine rasante Kriminalgeschichte ein. Seine Interpretation der emanzipierten Magdalena ist zwar für die damalige Zeit ein wenig der schriftstellerischen Freiheit geschuldet, seine Recherchen rund um die Stadt Regensburg im 17. Jahrhundert umso genauer und glaubwürdiger.
Ein spannender historischer Roman gespickt mit kriminalistischer Finesse, der in einem überaus fesselnden Show down endet.