Jakobus gehört zu den häufig übersehenen und oft missverstandenen großen Gestalten aus der Anfangszeit des Christentums. Als Bruder von Jesus stand er ihm während seines irdischen Wirkens ablehnend gegenüber. Als unerwarteter Auferstehungszeuge gehörte er jedoch seit Beginn zur Gemeinde in Jerusalem. Deren Leitung hatte er für rund 20 Jahre inne, ehe er im Jahr 62 als Gesetzesübertreter in Jerusalem gesteinigt wurde. Dennoch gilt er als Verfechter eines am jüdischen Gesetz orientierten Judenchristentums und als Hauptgegner des Paulus und der gesetzesfreien Heidenmission. Der mit ihm verbundene Jakobusbrief fristet seit Luthers berühmter Vorrede als 'stroherne Epistel' zu Unrecht ein Randdasein.
Das Hauptanliegen des Jakobus war es, den Glauben an Jesus als Messias Israels und die Zugehörigkeit zu Israel als Gottes erwähltem Volk miteinander zu verbinden. Die Kirche seit dem 4. Jahrhundert entschied sich jedoch gegen diesen Weg: Man konnte nur entweder Jude oder Christ sein, und dies wirkt bis heute nach. Die weit verbreitete Unsicherheit im Umgang mit jüdischen Christen motiviert dazu, noch einmal neu auf den Herrenbruder Jakobus zu schauen.
Inhaltsverzeichnis
INHALT
Vorwort 13
A EINFU HRUNG
1. Moralist, Karrierist, Judenchrist 17
1.1 Jakobus als Gegner der heidenchristlichen Mission 18
1.2 Kann man Jude und Christ zugleich sein? 23
1.3 Jakobus als »Jack of all trades?« 25
1.4 Der Brief des Jakobus vergessen, an den Rand gedra ngt und wieder neu entdeckt 28
2. Jakobus als Repra sentant des Judenchristentums 38
2.1 Ferdinand Christian Baur als Begru nder des »historisch-kritischen« Bildes von Jakobus und des Judenchristentums 41
2.2 Jakobus in den Pseudoklementinen 43
2.3 Der Ehrentitel »der Gerechte« und die damit verbundenen Vorstellungen 49
2.3.1 Der Gerechte 49
2.3.2 Jakobus als Nasira er 52
2.3.3 Jakobus als Hohepriester und Fu rbitter fu r sein Volk 55
2.3.4 Ergebnis 57
B JAKOBUS IM NEUEN TESTAMENT
1. Aus fu nf mach drei: Wie aus den Bru dern Jesu seine Vettern wurden 59
1.1 Der Apostel Jakobus, Sohn des Zebeda us (Jakobus maior) 59
1.2 Der Apostel Jakobus, Sohn des Alpha us (Jakobus minor) 65
1.3 Jakobus, der Vater des Apostels Judas (Lk 6,16; Apg 1,13b) 67
1.4 Jakobus der Kleine und seine Mutter Maria (Mk 15,40) 70
1.5 Jakobus, der Bruder des Herrn (Gal 1,19) 73
1.6 Identifikationsversuche: Der Herrenbruder als Stiefbruder oder Vetter Jesu 74
1.6.1 Das Bru derpaar Jakobus und Joses (Mk15,40) als Bru der Jesu 75
1.6.2 Die Herrenmutter Maria als »immerwa hrende Jungfrau« 79
1.6.3 Jakobus als leiblicher, ju ngerer Bruder Jesu (Helvidius) 82
1.6.4 Jakobus als Vetter Jesu (Hieronymus) 84
1.6.5 Ein Pla doyer fu r Hieronymus 91
1.6.6 Jakobus als Sohn des Josef und a lterer Stiefbruder Jesu (Epiphanius) 96
1.7 Das Zeugnis des »Protevangelium des Jakobus« 98
2. Jakobus und die Bru der Jesu: Die Jesusfamilie in den Evangelien 103
2.1 Ein peinlicher Bruder 104
2.1.1 Ru ckholversuch I: Mk 3,20f. 104 6
2.1.2 Ru ckholversuch II: Mk 3,31 34 107
2.2 »Ist dieser nicht ... der Sohn der Maria, und ein Bruder des Jakobus ...?« 111
2.3 Kindernamen als Spiegel der Familientheologie 114
2.4 Jakobus in Kapernaum? Eine ra tselhafte Notiz bei Johannes 119
2.4.1 Die Hochzeit zu Kana und der Umzug nach Kapernaum 121
2.4.2 Der Weg von Jerusalem zuru ck nach Kapernaum 124
2.4.3 »Denn seine Bru der glaubten nicht an ihn« (Joh 7,5) 129
2.5 Der Widerspruch der Familie gegen Jesus: Ein erstes Resu mee 130
3. Jakobus in den Briefen des Paulus 135
3.1 Jakobus als Auferstehungszeuge 137
3.1.1 Jakobus als Auferstehungszeuge im 1. Korintherbrief 138
3.1.2 Jakobus als Auferstehungszeuge im Hebra erevangelium 141
3.2 Jakobus im Galaterbrief (1,19; 2,9.12) 146
3.2.1 Der Herrenbruder als Apostel (1,19) 147
3.2.2 Jakobus als »Sa ule« der Jerusalemer Gemeinde (2,9) 149
3.2.2.1 Die Situation des Paulus bei der Abfassung des Galaterbriefs 151
3.2.2.2 Der »Beschneidungskonvent« aus der Sicht des Paulus 153
3.2.2.3 Jakobus als einer der »Sa ulen« und »Angesehenen« 157
3.2.3 Jakobus als »Bollwerk« bei Hegesipp 160
3.2.4 Jakobus und der Streit zwischen Paulus und Petrus in Antiochien (2,12) 162
3.2.5 Religio se und politische Konflikte als Hintergrund des antiochenischen Zwischenfalls 165
3.2.5.1 Die politischen und sozialen Spannungen in Jerusalem 166
3.2.5.2 Jakobus als Gemeindeleiter zwischen den Fronten 169
3.2.6 Am Ende Bruch oder Verso hnung? 172
3.3 Chronologie und Datierungsfragen 176
3.4 Jakobus als Wandermissionar? (1Kor 9,5) 179
3.4.1 Verheiratete Apostelpaare 180
3.4.2 Verku ndigungsreisen von Jesusverwandten bei Julius Africanus 182
3.4.3 War Jakobus verheiratet? 184
4. Jakobus in der Apostelgeschichte 187
4.1 Die Vorbereitung: Familiengeschichten imLukasevangelium 187
4.2 Die Familie Jesu als Teil der UrgemeindevonAnfangan 192
4.3 Von der Peripherie ins Zentrum (Apg 12,17) 194
4.3.1 Von Petrus zu Jakobus (Apg 12,17) 196
4.3.2 Der Sturz des Agrippa und die »Inthronisation« des Jakobus 198
4.3.3 Die Vorbereitung der beschneidungsfreien Mission unter den Vo lkern 200
4.4 Zwischen Beschneidungsbeschluss und Apostelkonvent: Die abschließende Kla rung der grundsa tzlichen Fragen 202
4.5 Das Schlichtungstreffen (»Apostelkonzil«) in Apg 15 205
4.6 Die Rede des Jakobus vor den Aposteln 210
4.6.1 Die heilsgeschichtliche Perspektive der Rede des Jakobus 213
4.6.1.1 Die Erwa hlung der Heiden 213
4.6.1.2 Die wiedererrichtete »Hu tte Davids« 214
4.6.2 Eine Gemeinde aus Israel und den Vo lkern 218
4.7 Die Jakobusklauseln 220
4.7.1 Go tzendienst 222
4.7.2 Unzucht 223
4.7.3 Die Vermeidung von Blut 225
4.7.4 Das Ergebnis Der Brief an die Gemeinden 226
4.7.5 Zusammenfassung 229
4.8 Die letzte Begegnung von Jakobus und Paulus 230
4.8.1 Die Entwicklung nach dem Schlichtungskonvent 231
4.8.2 Der Besuch bei Jakobus 234
4.8.3 Die U berbringung der Spende 236
4.8.4 Streit um Paulus 238
4.8.5 Das Festhalten am Jerusalemer Kompromiss 241
5. Der Jakobusbrief als Quelle fu r den historischen Jakobus 244
5.1 Bildungstraditionen in der Jesusfamilie 249
5.1.1 Lesenund Schreiben 249
5.1.2 Familienspezifische Bildungstraditionen 251
5.2 Die fehlende »Gesetzlichkeit« als Einwand gegen die Verfasserschaft durch Jakobus 254
5.3 Die zweifelhafte Stellung des Briefes im neutestamentlichenKanon 255
5.4 Datierung und Anlass des Briefes 258
5.4.1 Die Situation der Briefempfa nger 259
5.4.2 Der vollkommene Gottesdienst 260
5.4.2.1 Witwen und Waisen 262
5.4.2.2 Zungensu nden und unberufene Lehrer 263
5.5 Das Selbstversta ndnis des Jakobus 266
5.5.1 Jakobus als Gerichtsprophet 268
5.5.2 Von der Wiederkunft des »Herrn« 271
5.6 Zusammenfassung 274
C JAKOBUS IN DER NACHBIBLISCHEN U BERLIEFERUNG
1. Jakobus als Zeuge von Jesu Geburt und Kindheit 278
2. Jakobus der »Gerechte« als Auferstehungszeuge, Offenbarungsvermittler und Ma rtyrer in den gnostischen Texten aus Nag Hammadi 281
2.1 Ein apokrypher Jakobusbrief 283
2.2 Ein Gespra ch mit Jesus u ber das Geschick der Seele nach dem Tod 285
3. »Unser Jakobus«: Jakobus als erster Bischof Jerusalems 287
3.1 Der Thron des Jakobus auf dem Zion 290
3.1.1 Eusebius und der »Thron« des Jakobus in Jerusalem 292
3.1.2 Der »Thron« des Jakobus im heutigen Jerusalem 295
3.2 »Bischof Jakobus« in den Gemeindeordnungen der ersten vier Jahrhunderte 299
3.2.1 Jakobus als Vorbild in der »Didaskalia Apostolorum« 299
3.2.2 Jakobus und die Ordnung des Gottesdienstes nach den »Apostolischen Konstitutionen« 304
3.3 Jakobus und die Jerusalemer Liturgie 308
3.4 Jakobus und die Jerusalemer Weihnachtsfeier 311
4. Der Ma rtyrer 314
4.1 Der Tod des Jakobus bei Josephus 315
4.2 Der Tod des Jakobus in christlichen Quellen 319
4.2.1 Der Bericht des Hegesipp 319
4.2.1.1 Die Steinigung des Jakobus 323
4.2.1.2 »Der Gerechte betet fu r euch!« 325
4.2.2 Der Tod des Herrenbruders in der »Zweiten Apokalypse des Jakobus« aus Nag Hammadi 327
4.3 Das Zeugnis des Jakobus als Versuchungsgeschichte am Anfang 331
4.4 Archa ologische Spuren 338
4.4.1 Das Grabmal des Jakobus 338
4.4.2 Sensationsfund oder Fa lschung? Das Ossuar des Herrenbruders Jakobus 346
Zum Abschluss 354
D VERZEICHNISSE
1. Literaturverzeichnis 359
2. Abbildungsverzeichnis 369