"Wintersonnenwende" ist der zweite Teil der Krimiserie um den traumatisierten Kommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg. Auch ohne den ersten Band gelesen zu haben, kann man diesen spannenden Thriller problemlos verstehen. Die schwedischen Bestsellerautoren Pascal Engman und Johannes Selåker, beide erfahrene Journalisten, haben es wieder geschafft, einen packenden Krimi zu liefern, der seine Leser:innen nicht loslässt.
Worum geht's?
In einer eiskalten Silvesternacht wird Stockholm von einem grausamen Mord erschüttert: Ein Mann wird durch einen Kopfschuss hingerichtet, während eine junge Frau spurlos verschwindet. Der traumatisierte Kommissar Tomas Wolf übernimmt die Ermittlungen und stößt auf dunkle Geheimnisse. Zeitgleich recherchiert Journalistin Vera Berg an einem Vermisstenfall, der Tomas selbst in ein verdächtiges Licht rückt. Als ein weiterer Mord geschieht, müssen Tomas und Vera widerwillig zusammenarbeiten, um die Täter:innen zu stoppen. Doch unter dem Schnee verbirgt sich eine Wahrheit, die das Leben beider für immer verändern könnte.
Meine Meinung
Obwohl ich die Autoren und die Serie vorher nicht kannte, war ich positiv überrascht, wie gut sich der zweite Band ohne Vorkenntnisse lesen lässt. Die relevanten Informationen aus dem ersten Buch sind geschickt in die Handlung eingebettet, sodass man die Beziehungen der Figuren problemlos nachvollziehen kann. Besonders gefallen hat mir das hohe Tempo des Romans. Der Krimi startet ohne lange Einführungen und zieht einen direkt in die Handlung hinein. Die Spannung bleibt durchweg konstant hoch, und die zahlreichen Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es ist den Autoren gelungen, einen kontinuierlichen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten eine beachtliche Leistung.
Dennoch hat mich das Ende des Buches nicht völlig überzeugt. Es wirkte im Vergleich zum restlichen Roman etwas schwächer und hat etwas unzufrieden zurückgelassen. Auch wenn die Hauptgeschichte gut aufgelöst wird, bleiben einige Nebenstränge offen, die sicherlich im nächsten Band fortgeführt werden, was mir wiederum gut gefallen hat.
Die Vielzahl an Figuren im Buch hätte leicht unübersichtlich werden können, aber die Autoren schaffen es, dass man den Überblick behält. Leider konnte ich keine enge Bindung zu den Hauptfiguren aufbauen. Besonders beeindruckend fand ich jedoch die historischen Hintergründe, die in die Handlung eingeflochten wurden, wie der Bosnienkrieg und schwedische politische Themen. Diese Elemente haben der Geschichte zusätzliche Tiefe verliehen.
Der Roman ist definitiv nichts für zartbesaitete Leser:innen, da viele Beschreibungen sehr explizit sind, besonders in Bezug auf sexualisierte Gewalt. Einige Aspekte wirkten auf mich nicht ganz logisch, etwa dass vor Kindern offen über Morde gesprochen wird oder dass die Polizei so viel Handlungsspielraum hat. Zudem haben mir die Bemühungen um respektvolle Sprache und der Umgang mit "kritischen" Themen im Buch gefallen, auch wenn nicht durchgängig gegendert wurde und Begriffe wie "Flüchtlingswelle" verwendet wurden.
Fazit
"Wintersonnenwende" ist ein fesselnder Krimi, der mit einem hohen Erzähltempo, spannenden Wendungen und historischem Tiefgang überzeugt. Trotz kleiner Schwächen, vor allem am Ende und in der Logik mancher Szenen, bietet das Buch hervorragende Unterhaltung. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.