Die DDR-Staatssicherheit hat nicht nur die Opposition bekämpft, sie war auch im Alltag der schweigenden Mehrheit präsent: als Überwachungsorgan, als verdeckte Entscheidungsinstanz, als tabuisierter Mythos. Die Beiträge beschreiben und analysieren den Einfluss der Geheimpolizei in Betrieben, Schulen und Dörfern. Sie fragen nach den Erkenntnischancen aus den Stasi-Akten, nach den Erinnerungsspuren im Leben der DDR-Bürger und nach dem Vergleich mit Stalinismus und NS-Diktatur. Quellennah und mit methodischer Sorgfalt werden Tragweite und Grenzen der präventiven Sicherheitsdoktrin eines Regimes ausgelotet, das dem eigenen Bürger niemals über den Weg traute.
Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt;6 2;Jens Gieseke;8 2.1;Staatssicherheit und Gesellschaft Plädoyer für einen Brückenschlag;8 2.1.1;Zur Quellenproblematik;15 2.1.2;Orientierungspunkt NS-Forschung;18 2.1.3;Zum Aufbau des Bandes;21 3;Theorie und Methode;22 3.1;Thomas Lindenberger;24 3.1.1;SED-Herrschaft als soziale Praxis, Herrschaft und Eigen-Sinn: Problemstellung und Begriffe;24 3.1.1.1;Diesseits und jenseits des totalitären Herrschaftsanspruchs;27 3.1.1.2;Herrschaft als soziale Praxis;30 3.1.1.3;Eigen-Sinn;33 3.1.1.4;Der SED-Staat als eine Diktatur der Grenze(n);36 3.1.1.5;SED-Herrschaft als soziale Praxis: Ein Innen-Außen-Verhältnis;42 3.1.1.6;Das MfS und die DDR-Gesellschaft: Eine Erklärungslücke;44 3.2;Jan C. Behrends;49 3.2.1;Entfernte Verwandte: Stalinismusforschungund DDR-Geschichte;49 3.2.1.1;Ungleiche Bruderländer;49 3.2.1.2;Historischer Kontext und historiographische Traditionen;50 3.2.1.3;Forschungsthemen und Interpretationsansätze:Terror, Propaganda und Identität;57 3.2.1.3.1;a) Terror und Repression in der kommunistischen Diktatur;57 3.2.1.3.2;b) Die Welten der Propaganda: Inszenierung und Öffentlichkeit in der UdSSR und der DDR;62 3.2.1.3.3;c) Identitäten, Mentalitäten und Macht: Das sowjetische Subjekt und derostdeutsche Eigen-Sinn;66 3.2.1.4;Untersuchungsfelder für Vergleich und Transfer: Sowjetisierung und das Ende des Kommunismus;69 3.2.1.4.1;a) Die Sowjetisierung der Nachkriegszeit als diachroner Vergleich;70 3.2.1.4.2;b) Das Ende des Kommunismus als Laboratorium transnationaler Geschichte;71 3.2.1.5;Abschließende Bemerkungen;74 4;Die ZAIG-Berichte;78 4.1;Jens Gieseke;80 4.1.1;Annäherungen und Fragen an die Meldungen aus der Republik;80 4.1.1.1;1. Einleitung;80 4.1.1.2;2. Umrisse der MfS-Berichterstattung;82 4.1.1.3;3. Die Parteiinformationen in der internen Reflexion;89 4.1.1.4;4. MfS-Informationen als Informationsressource der Parteiführung;94 4.1.1.5;5. MfS-Berichte als Quelle über das wirkliche Leben?;97 4.2;Siegfried Suckut;100 4.2.1;Seismographische Aufzeichnungen.
Der Blick des MfSauf Staat und Gesellschaft in der DDR am Beispielder Berichte an die SED-Führung 1976;100 4.2.1.1;Zum Auftrag des MfS als Berichterstatter an die politische Führung;101 4.2.1.2;Die Berichtsserie aus dem Jahr 1976 und ihr zeitgeschichtlicher Hintergrund;103 4.2.1.3;Zum Inhalt der Informationen;107 4.2.1.4;Die Ausbürgerung Biermanns und ihre Folgen;108 4.2.1.5;West-Medien als SED-unabhängige Gegenöffentlichkeit;110 4.2.1.6;Berichte aus der Wirtschaft;113 4.2.1.7;Problembereich Gesundheitswesen;117 4.2.1.8;Tabuthemen Flucht und Ausreise;120 4.2.1.9;MfS-Themen im Politbüro;124 4.2.1.10;Die Fehlperzeption der Entspannungspolitik und ihre Folgen: Das MfS als unsensibler Seismograph;127 4.3;Frank Joestel;130 4.3.1;Die zentralen Parteiinformationen der Staatssicherheit im Jahre 1988;130 4.3.1.1;Ein Beispiel: der Bericht über die Protestegegen die Zensur von Kirchenzeitungen;132 4.3.1.2;Dokumente zur Situation in den ostdeutschen Kirchen;135 4.3.1.3;Opposition und Renitenz in den ZAIG-Berichten;138 4.3.1.4;Nachrichten über Kontakte mit der westlichen Welt;141 4.3.1.5;Berichte zu Wirtschafts- und Umweltproblemen;144 4.3.1.6;Statistische Meldungen zu Reiseverkehr und Zwangsumtausch;145 4.3.1.7;Von den Quellen zu den Meldungen die Herstellung der Informationen;147 4.3.1.8;Funktionale Aspekte der MfS-Berichte;151 4.3.1.9;Berichte und Geschichte das Auswertungspotenzial der MfS-Informationen;155 4.4;Ralph Jessen;158 4.4.1;Staatssicherheit, SED und Öffentlichkeit;158 4.4.1.1;Überlegungen zum Berichtswesendes Ministeriums für Staatssicherheit;158 4.4.1.2;Umweltwahrnehmung und Problemperzeption der SED-Parteispitze;159 4.4.1.3;Die Parteiinformationen und das Verhältniszwischen MfS und SED-Führung;162 4.4.1.4;Wissen und Herrschaft in der SED-Diktatur Überlegungen zur Einordnung der Befunde;163 5;Mikrostudien Methodologie;166 5.1;Roger Engelmann;168 5.1.1;Eine Regionalstudie zu Herrschaftund Alltag im Staatssozialismus;168 5.1.1.1;Methodische Fragen, Erkenntnisziele,
Quellen;168 5.1.1.2;Im Kleinen schauen, ohne die Makrostrukturen zu vergessen;169 5.1.1.3;Soziales Handeln in der Diktatur;172 5.1.1.4;Institutioneller und gesellschaftlicher Mikrokosmos;175 5.1.1.5;Der ideologische Zerrspiegel der DDR-Quellenund das besondere Potenzial der MfS-Überlieferung;178 5.1.1.6;Die ausgewählte Region: der Landkreis Halberstadt als sozialistische Provinz;180 5.1.1.7;Zur Überlieferungslage;184 5.2;Dorothee Wierling;188 5.2.1;Die Stasi in der Erinnerung;188 5.2.1.1;Relevanzfragen;188 5.2.1.2;Erinnerung und Erzählung;189 5.2.1.3;Wer spricht?;190 5.2.1.4;Erzählungen im Kontext;192 5.2.1.5;Erzählmuster;194 5.2.1.6;Die Stasi als nichtthematisierbarer Teil des Alltags;195 5.2.1.7;Die Stasi als faszinierendes Geheimnis;197 5.2.1.8;Die Stasi als normale Behörde der DDR;199 5.2.1.9;Die Stasi als Familie;201 5.2.1.10;Geschichten von der Selbstbehauptung;202 5.2.1.11;Die Stasi als lebensbedrohlicher Feind;203 5.2.1.12;Erinnerung und Erzählung in Opfer-Tätergesprächen;205 5.2.1.13;Die Staatssicherheit als Teil der DDR;207 5.3;Georg Wagner-Kyora;210 5.3.1;Spione der Arbeit Zur Methodik der Alltagsgeschichtemit IM-Berichten aus Industriebetrieben;210 5.3.1.1;I. Alltagsgeschichte Diskursgeschichte;210 5.3.1.2;II. Stasi in die Volkswirtschaft die Industriepolitikder Geheimpolizei;216 5.3.1.3;III. Der inoffizielle Mitarbeiter, ein Spion der Arbeit;220 5.3.1.4;IV. Betriebsalltag und Mikropolitik aus der Perspektive des Spions der Arbeit;228 5.3.1.5;V. Sinndeutungen in der hermetischenDialogisierung des Betriebsalltags;236 5.3.1.6;VI. Identitätskonstruktionen in einer Diskursgeschichte der IM-Berichte;241 5.3.1.7;VII. Zusammenfassung: Identitätskonstruktionen und Kollektivbiographik;250 5.4;Jan Palmowski;254 5.4.1;Staatssicherheit und soziale Praxis;254 5.4.2;Alltag in der Staatssicherheit oder Staatssicherheit im Alltag?;258 5.4.3;Die Staatssicherheit und ihre Texte;261 5.4.4;Eigen-Sinn;265 5.4.5;Alltag und DDR-Historiographie;267 5.4.6;Wessen Alltag?;271 6;Fe
ldstudien;274 6.1;Henrik Bispinck;276 6.1.1;Dissens, Widerstand und Repression. Die Schweriner Goethe-Oberschule im Spiegel von IM-Berichten der fünfziger Jahre;276 6.1.1.1;I.Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), dessen Hauptaufgabe;276 6.1.1.2;II. Bereits für die Zeit vor der offiziellen Gründung des MfS am 8. Februar1950;279 6.1.1.3;III. Nach den Verhaftungen und Verurteilungen sowie den bereits zuvor erfolgten Verweisen;282 6.1.1.4;IV. Neben den Schülern gerieten auch die Lehrer der Goethe-Oberschule in das Visier des Staatssicherheitsdienstes.;287 6.1.1.5;V. Wirft man einen Blick auf die Situation an der Goethe-Oberschule im Jahr 1954;290 6.1.1.6;VI. Das Ziel von SED und Volksbildungsverwaltung, die Oberschulen mittels Austausch von Lehrern;292 6.2;Renate Hürtgen;296 6.2.1;Stasi in der Produktion Umfang, Ausmaß und Wirkung geheimpolizeilicher Kontrolle im DDR-Betrieb;296 6.2.2;Wie präsent war die Staatssicherheit im DDR-Industriebetrieb?;298 6.2.3;Wer unterstützte die Betriebsarbeit des MfS und auf welche Weise?;302 6.2.4;Wie sah die Arbeit der Staatssicherheit in der Produktion und Verwaltung bzw. unter den Beschäftigten aus, die keine leitendestaatliche oder gesellschaftliche Funktion ausübten?;306 6.2.5;Welche direkten und indirekten Folgen hatte die Arbeit des MfS auf das Verhalten und Denken der einfachen Beschäftigten?;314 6.3;Patrice G. Poutrus;319 6.3.1;Alles unter Kontrolle? Zur Bedeutung der BStU-Quellenfür die zeithistorische Migrationsforschung;319 6.3.1.1;Zeithistorische Forschungen und Migrationsgeschichte;319 6.3.1.2;Die Politemigranten als Fremde in der DDR-Gesellschaft;324 6.3.1.3;Nationalismus in den Farben der DDR;331 6.3.1.4;Alles unter Kontrolle?;334 6.4;Sandrine Kott;340 6.4.1;Vom Verhältnis Stasi Gesellschaftzur Stasi als Teil der Gesellschaft;340 7;Lokalstudien;346 7.1;Agnès Arp, Matthias Braun, Jeannette van Laak;348 7.1.1;Bühne der Dissidenz und Dramaturgie der Repression Ein Kulturkonflikt in den achtziger Jahren in der Provinzde
r DDR eine Projektskizze;348 7.1.1.1;Die Akteure;349 7.1.1.2;Der Konflikt;351 7.1.1.3;Die Bühne;356 7.1.1.4;Zum Forschungsstand;357 7.1.1.5;Forschungsziele;361 7.1.1.6;Methodisches Vorgehen;363 7.2;Gary Bruce;366 7.2.1;Wir haben den Kontakt zu den Massen nie verloren: Das Verhältnis zwischen Stasi und Gesellschaft am Beispiel der Kreise Perleberg und Gransee;366 7.2.1.1;Einführung;366 7.2.1.2;IM-Arbeit und gesellschaftliche Schwerpunktein den Kreisen Gransee und Perleberg;368 7.2.1.3;Verschiedene Formen von inoffizieller Zusammenarbeit mit der Stasi;371 7.2.1.4;Operationen und Sekundärpersonen;376 7.2.1.5;Schlussfolgerungen;379 7.3;Thomas Schaarschmidt;381 7.3.1;Kommentar zu den Beiträgenvon Gary Bruce, Agnès Arp, Matthias Braunund Jeanette van Laak;381 8;Anhang;386 8.1;Abkürzungen;386 8.2;Zu den Autorinnen und Autoren;390