Das Cover von Bummelzug nach Istanbul finde ich wunderschön und es weckt bei mir unmittelbar eine große Reiselust. Somit ist es meiner Meinung nach perfekt geeignet, um uns LeserInnen auf eine Reise durch Europa einzuladen! Ein Highlight in der Gestaltung sind dabei für mich die unterschiedlichen Oberflächen des Coverbildes und ich mag auch die Aufforderung bitte Einsteigen auf der Rückseite sehr sie vermittelt ein gutes Gefühl des Aufbruchs in diese Zugreise.
Überhaupt ist das Buch hochwertig und sehr schön gestaltet, denn den einzelnen Reiseabschnitten steht immer eine Seite voran, die den Verlauf per Karte visuell erlebbar macht. So konnte ich die Strecke immer gut einordnen und mich orientieren, was ich sehr angenehm fand. In der hinteren Buchklappe gibt es zudem eine Gesamtkarte und im vorderen Umschlag ein paar Fotos.
Tom Chesshyre beschreibt in seinem Buch die Zugreise, die ihn mit seinem Freund Danny quer durch Europa geführt hat von London aus ging es für die Beiden nach Istanbul und für Tom alleine später wieder zurück, jedoch auf anderer Strecke. Dabei nutzten sie mit ihrem Interrail-Ticket 55 Züge, mussten jedoch auch zwischendurch auf andere Transportmittel umsteigen, erlebten Streiks, begegneten anderen Reisenden, erkundeten die Umgebung und tranken viel Alkohol
Die Idee zur Reise entsteht auf einer Parkbank im heimischen London und die Beiden sind Feuer und Flamme für ihr Abenteuer, doch leider muss ich gestehen, dass ich von dieser Reisebegeisterung im Laufe der Lektüre kaum etwas bemerkt habe. Tom Chesshyres Erzählstil wirkte auf mich recht nüchtern und sachlich, so dass ich Emotionen im Großteil der Geschichte vermisste. Und leider kam für mich auch kein rechter Lesefluss auf, da der Text für mich oft wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Situationen anmutete.
Sehr gut gefallen hat mir dagegen, dass der Autor immer wieder (historische) Informationen zu den bereisten Orten in die Beschreibung einfließen lässt und zudem Verbindungen oder Vergleiche zur Fahrt des ersten Orientexpress erläutert. An diesen Stellen fühlte ich seine Begeisterung für die goldenen Zeiten der Eisenbahn und fand die eingebrachten Anekdoten über den Orientexpress und seine Menschen meist sehr unterhaltsam! Auch seine Beschreibungen der Züge und Bahnhöfe lassen die Herzen von BahnliebhaberInnen sicherlich Höher schlagen.
Sehr schade fand ich, dass der Autor sich am Ende seiner Reise scheinbar so sehr auf seine Heimat freut, dass die Beschreibung des letzten Reiseabschnitts einfach fehlt Durch diesen Umstand ist für mich der Abschluss der Reise weggebrochen und das hat mich unzufrieden zurück gelassen. Gut gefallen hat mir dann jedoch noch einmal sein Nachwort, das die Reisebeschreibungen zumindest weitestgehend abrundet.
Reisebegeisterte, die eine ähnliche Strecke in Angriff nehmen möchten, finden in diesem Buch bestimmt die ein oder andere interessante Hintergrundinformation und können sich überhaupt schon einmal vorab in ein Reiseerlebnis einfinden. Für zugbegeisterte Menschen ist dieses Buch bestimmt ohnehin ein Gewinn, da es viel Liebe zur Welt der Schienen enthält, eine fesselnde Reisebeschreibung kann das Buch meiner Meinung nach jedoch leider nicht vorweisen. Trotzdem tut es mir nicht leid, dass ich das Buch gelesen habe und wünsche allen zukünftigen Reisenden im Bummelzug nach Istanbul eine gute Zeit!