Thomas Kaufmann thematisiert die Umbruchdynamik der frühen Reformation (ca. 1518/9-1525) in Bezug auf die zeitgenössische Gesellschaft. Er zeigt, wie revolutionäre Tendenzen explodierten, kanalisiert und entschärft wurden. Zugleich illustriert er, dass breite gesellschaftliche Kreise (Adel, Ritter, Städte, Bürger, Handwerker, Frauen, Bauern etc.) an diesen frühreformatorischen Prozessen partizipierten.
Anknüpfend an mittelalterliche Ordnungsmuster spielte auch in der Reformationszeit die Gliederung der Gesellschaft in drei Stände eine zentrale Rolle: status ecclesiasticus (Lehrstand), status politicus (Wehrstand), status oeconomicus (Nährstand). Insbesondere durch das theologische Konzept des Allgemeinen Priestertums der Glaubenden bzw. Getauften geriet die traditionelle gesellschaftliche Ordnungsstruktur in Bewegung, da sich Vertreter aller Stände aufgerufen fühlten, für des 'christlichen Standes Besserung' einzutreten. Thomas Kaufmann zeigt anhand exemplarischer Studien, wie Fürsten, Ritterschaft, Bauern, Städte, Laien beiderlei Geschlechts, Mönche und Kleriker, 'echte' oder vermeintliche Bauern aktiviert wurden und auf eine 'Veränderung' bestehender Verhältnisse drängten. Die Dialektik von traditioneller Ordnung und 'Veränderung' bestimmte die Dynamik bis zum Bauernkrieg, der innerhalb der frühen Reformationsgeschichte eine tiefgreifende Zäsur darstellte.